Seit der Zeit derer von Humpis erzählen Dokumente und Überlieferungen von närrischen Festen in Brochenzell. Bereits im Jahre 1880 fand ein Narrenumzug mit Lotterie statt. In den folgenden Jahren wurden immer wieder traditionelle Umzüge durchgeführt.

Mondrakete, gefolgt vom Zigeunerwagen beim Umzug 1958. Schon damals säumten viele Zuschauer den Umzugsweg.

1937 wurde dann allerdings jegliches Fasnetstreiben eingestellt. Einige Zeit nach dem Krieg begann das öffentliche Fasnetsgeschehen allmählich wieder aufzuleben. Ab dem Jahre 1947 wurde es zur Tradition, an jedem Fasnetssonntag einen Narrensprung durchzuführen.

1949 wurde erstmals ein Narrenbaum gestellt und ein Bürgerball im Schloss abgehalten. Die Umzüge setzten sich damals überwiegend aus originellen Gruppen zusammen.

 

Prinzenpaar, Narreneltern und Kapelle Humpis (1961) Rudi Gebhard und Pia Stang Klara Rist und Karl Moser (v.l.n.r.)

Die Kostüme wurden von den Einheimischen selbst genäht und aus allen möglichen und unmöglichen Fasnetsutensilien angefertigt; nicht Perfektion zählte, sondern die beste Idee. So wurde zum Beispiel die erste Herztransplantation in Brochenzell durchgeführt.

Fester Bestandteil der Fasnet waren bis 1969 Narrenvater und Narrenmutter. Ebenso repräsentierten ein Prinz und eine Prinzessin bis 1965 die Brochenzeller Fasnet.

 

Giggeler auf dem Bruggenwagen 24.02.1963

Versuche mit einer Gruppe aus Kartoffeln oder auch der Frosch wurden nicht weiter verfolgt. Einige Jahre sprangen auch Giggeler bei den Brochenzellern mit. Dieses Häs wurde vorwiegend von Kindern getragen. Doch auch diese Gruppe hatte keinen Bestand.

Die Spezialität von Franz Wagner, Franz Stotz und Matthäus Ehrat war, am Umzug mit möglichst verrückten motorisierten Fahrzeugen mitzufahren. Mit viel Fantasie und Improvisationstalent zerlegten sie schrottreife Autos, um sie dann wieder neu aufzubauen und sie für die Fasnet wieder zum Leben zu erwecken – sehr zur Gaudi der Zuschauer.

Sie durften allerdings meistens nur ganz hinten fahren, weil ihre Fahrzeuge überwiegend übel rauchten und stanken. Unvergessen sind ihre Auftritte als die Clowns vom Hinterland.

Die Clowns vom Hinterland 1968

 

Ziel war es vielmehr, sich eher der schwäbisch alemannischen Fasnet zuzuwenden.

So wurde 1955 die erste Maske der Humpishexe vorgestellt. 1960 wurde der Humpisnarr aus der Taufe gehoben. 1962 kam der Schlossnarr hinzu. Zwischen 1975 und 2008 war der Fanfarenzug Brochenzell teil der Narrenzunft.

Die Organisation der damaligen Brochenzeller Fasnet übernahm eine Narrengesellschaft. Am 20. Januar 1957 wurde aus der Narrengesellschaft der Narrenverein Brochenzell und schließlich 1970 die Narrenzunft Brochenzell. Seit der Gründung des Narrenvereins haben die Brochenzeller auch ihr eigenes Fasnetslied, das Humpislied, bei dem Brochenzell über die Fasnet nur „Humpishausen“ genannt wird und die Narren tanzen, ob groß oder klein.

Der Narrenruf „Humpis-Ahoi“ leitet sich einerseits aus der fast dreihundertjährigen Herrschaft der Humpis ab. Andererseits auch aus der Tatsache, dass die Schussen direkt an Brochenzell vorbeifließt und das Narrenschiff auf ihr durch die Wogen der Zeit gleite, niemals strande und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel sei.