Seine roten und grünen Plätzle leuchten in alle Ferne. In Brochenzell und weit ins Land treibt er seine Scherze und wird seinem Namen sehr wohl gerecht, der Humpisschlossnarr der Narrenzunft Brochenzell.
Wohl schon immer ein närrisches Volk waren die Brochenzeller. Humpis ,Humpis überall und so lag es wohl nahe, dem Schloss, wie früher üblich seinen Narren zu geben. In der Badewanne gefärbten Stoffe, in Kleinstarbeit zu Plätzle geschnitten, Masken aus Pappmache, Bongokugeln als Rätschen, so starten 1961 die ersten Humpisschlossnarren ihr Treiben.
Heinrich Streicher und Richard Wagner hatten diesen Plätzlesnarren geschaffen. 1962 war es Helmut Schmollinger, der erstmals eine Maske aus Holz schnitzte. Ein Bauchgurt mit wohlklingenden Schellen und eine Rätsche aus Holz ergänzen das Häs. So ist er auch heute noch zu sehen wenn er mit seinen großen runden Augen schalkhaft und verschmitzt beim Umzug seinen Unfug treibt und enormen Lärm vollführt, der die Winter-Geister vertreiben soll.
Mein Humpishausen, bei dir isch halt was los, heißt es schon im Narrenlied, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Zustrom neuer Narrenmitglieder nicht enden will. Nicht unverdient ist dieser Zuwachs, ließen sie sich doch immer was neues einfallen, ihre Zuschauer zu begeistern. So zog man sogar den Dackel Felix ein solches Häs an und ließ ihn eine Rikscha ziehend im Umzug mitlaufen.
Einen ganzen Wagen füllen sie mit ihrem Narrensamen, der es genießt von den Zuschauern bewundert zu werden. Gleichwohl führen sie ein Schlossnarrenbett mit sich. Nicht etwa um sich auszuruhen. Nein besonders die weiblichen Zuschauer werden auf diesem Bett „gefesselt“ und ordentlich durchgeschüttelt.
Knapp 200 Mitglieder gehören heute zur Gruppe, und zählt man einmal die Plätzle an so einem Häs, ist es kaum vorstellbar, dass ein einzelner Mann sie von Hand ausgeschnitten haben soll. Richard Wagner begleitete die Gruppe bis heute und fertigte zusammen mit seiner Frau Renate die vielen Häser an. Auch die Schellengurte baute er zusammen und beschaffte die Rätschen. Die Geschichte der Humpisschlossnarren wurde maßgeblich von ihm geprägt.
Von 1966 bis 1974 war Richard Wagner Gruppenführer der Humpisschlossnarren. Er war beim Männerballett aktiv und ebenso in der Bütt. Seine Auftritte als Humpisbauer, als Handwerksbursch und als Sportskanone sind bis heute noch in guter Erinnerung. Jahrelang besuchte er den Narrensamen als Nikolaus. 1978 wechselte er „sein Häs“ und wurde Zunftrat in Brochenzell.